Nun ist es doch passiert. Sie haben einige Tage nicht geraucht, vielleicht schon einige Wochen - und nun starren Sie betreten auf die Kippe, die Sie soeben ausgemacht haben. Im Hals kratzt es, im Mund macht sich ein unangenehmer Geschmack breit, in Ihrem Kopf toben die wildesten Gedanken durcheinander. So ein Mist, denken Sie vielleicht. Wie blöd kann man sein.
Auch wenn es jetzt widersinnig erscheinen mag: Dieser Rück-Fall kann ein Glücks-Fall sein! Ist er doch eine super Chance für ein Psychepstraining. Der Psycheps, das wissen Sie schon, ist ein Symbol für die innere Widerstandskraft, ein seelischer Muskel, der trainiert und gepflegt werden kann. Seit einigen Jahren beschäftigen sich viele Wissenschaftler mit dem Thema Resilienz. Das ist der Fachbegriff für die seelische Widerstandskraft. Das Wort Resilienz kommt aus der Materialkunde und wurde für die Fähigkeit eines Werkstoffes verwendet, nach einer äußeren Einwirkung wieder die ursprüngliche Form anzunehmen.
In der Psychologie geht man davon aus, dass ein resilienter Mensch nach einem Schicksalsschlag, einem Unfall, einem Trauma usw. nicht nur in seine ursprüngliche Form zurückkommt, sondern sogar daran wachsen kann. Dafür steht bei mir der Psycheps.
Zurück zu Ihrem Rückfall. Sie haben nun, wie so oft im Leben, zwei Möglichkeiten. Sie können sich mit Vorwürfen zerfleischen und in Selbstmitleid baden, Sie können darüber klagen, dass Sie doch gleich gewußt haben, dass das nix wird mit dem Rauchstopp. Das ist keine schlechte Option - für maximal zwei Minuten. Irgendwo muss der Groll ja hin. Dann gilt es umzuschalten und den Psycheps zu aktivieren.
- Schauen Sie auf die rauchfreien Tage, die Sie schon geschafft haben.
- Rechnen Sie aus, wie viele Zigaretten Sie in dieser Zeit nicht rauchten.
- Denken Sie an die Momente, in denen Sie einen Rückfall vermeiden konnten
Klopfen Sie sich dafür kräftig auf die Schulter! Jetzt schauen Sie nach vorn und bekräftigen Ihre Absicht, ein nichtrauchender Mensch zu werden. Sie können das! Das haben Sie schon bewiesen! Ich hatte bei meinem Rauchstopp einen Satz, quasi ein Mantra, den ich mir immer wieder vorgebetet habe:
"Das, was ich schon hinter mir habe, will ich nie wieder vor mir haben."
Dieser Satz hat mir enorm geholfen, wenn ein Rückfall drohte. Ich wusste ja, dass das craving, das Verlangen nach Nikotin, täglich weniger wurde. Und ich wusste ebenso, dass dieses Verlangen durch den erneuten Konsum neue Nahrung bekommt, wieder stärker wird.
Ein, zwei Tage nach Ihrem Rückfall, wenn die Emotionen nicht mehr so heftig sind, analysieren Sie ihn bitte. Was hat dazu geführt? In welcher Situation haben Sie geraucht? Wie haben Sie sich kurz zuvor gefühlt? Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf? Wenn Sie gerne schreiben, dann notieren Sie sich alles, was Ihnen dazu einfällt. Vielleicht waren Sie feiern mit Freunden und haben nach dem zweiten oder dritten Bier zur Zigarette gegriffen. Oder Sie hatten einen handfesten Krach mit Ihrem Partner und sind wütend zum Zigarettenautomaten gerannt.
Als nächstes überlegen Sie, wie Sie einer ähnlichen Situation künftig begegnen können. Möglicherweise ist es für Sie eine gute Idee, in den ersten Wochen nach Ihrem Rauchstopp keinen Alkohol zu trinken. Oder für Konfliktsituationen ein paar hilfreiche Atemübungen zu lernen. Wenn Sie möchten, schreiben Sie auch das auf. Manches verfestigt sich besser in unseren Köpfen und Herzen, wenn wir es schriftlich vor uns sehen.
In jedem Fall ist es hilfreich, im Rückblick stolz darauf zu sein, dass man den Rückfall überstanden hat, ohne weiter zu rauchen. Es war nur eine Zigarette, sonst nichts. Vielleicht waren es auch mehrere. Aber Sie haben sich besonnen und sind den geplanten Weg weiter gegangen. Das ist eine bemerkenswerte Leistung, die Sie stärken soll und Ihnen zeigt, dass Sie auch mit schwierigen Situationen fertig werden.
Kommentar schreiben